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Aus Wachs, Wolle, Holz und Textil: Die Tiroler Weihnachtskrippe

7. Dezember // 00.00 – 9. Januar // 23.59

Aus Wachs, Wolle, Holz und Textil: Die Tiroler Weihnachtskrippe
im Kaminraum

1908 erwarb das Suermondt-Museum aus dem Kunsthandel eine große, in der Gegend um Innsbruck entstandene Kirchenkrippe mit 130 Figuren. Die menschlichen Figuren und Engel sind in der Regel etwa 34 cm hoch und bestehen aus Wachsköpfen mit eingesetzten Glasaugen und Perücken aus Flachs oder Wolle sowie textiler Bekleidung über einem Holz- und Drahtgestell mit geschnitzten Händen. Die Tiere sind in Holz geschnitten und bunt bemalt. Galt die Krippe bei Ankauf noch als Werk des frühen 18. Jahrhunderts, so stellte sich bei der Bearbeitung heraus, dass es sich um Produkte des „Kirchenbarocks“ handelt, das sich unter Weiterführung von Spätbarockformen weit bis in das 19. Jh. erstreckt. Zwei Soldaten mit zeittypischen hohen Stehkrägen und charakteristischen, 1798 eingeführten und bis etwa 1808 gebräuchlichen Kammhelmen der österreichischen Infanterie, die in den zahlreichen Bürger-Corps der Napoleonischen Kriege noch einige Jahre weiter getragen wurden, gestatten es, die Statuetten auf die Zeit um 1800-1820 zu datieren.
In Krippen fanden während der Nutzungsdauer immer wieder auch Figuren und Architekturteile aus anderen Zusammenhängen Eingang. Die Schafe sind charakteristische Werke von der Hand des Johann Kleisner (vulgo Plätz, 1814-1885), aus Zirl, Ochs, Esel und Hund entstanden möglicherweise im Grödnertal. In unserem Fall wurde auch ein gemalter orientalischer Landschaftshintergrund (Johann Leitl 1775-1863 in Thaur?) integriert, der eigentlich nicht zum alpinen Erscheinungsbild der Figuren (Hirten in Tiroler Tracht) passt. Hinzu kamen noch holzgeschnitzte Hirten unbekannten Ursprungs und sogar drei neapolitanische Figuren (nicht mit ausgestellt). Die meisten Bestandteile stammen möglicherweise aus der 1888 verkauften Krippe der Pfarrkirche Zirl.
Die Krippen in Kirchen und Privathäusern wurden und werden vor Weihnachten aufgestellt, am 6. Januar um die Hl. Könige mit ihrem prächtigen Gefolge vermehrt und am 2. Februar („Mariä Lichtmess“) komplett abgebaut.

Weihnachtskrippe, Kernbestand um 1800-1820, spätere Zugänge, Innsbrucker Umland (vermutlich Zirl/Thaur). Erworben 1908 von Gebhard Sagmeister, Bregenz, Inv.Nr. GK 1503 und KK 1503. Die Krippe, die in der Vergangenheit in der Domschatzkammer aufgebaut war, soll ab jetzt jedes Jahr im SLM zu sehen sein.

Die Besichtigung der Krippe ist kostenlos.