Einblicke in den Baustellenalltag
Die Heiligen müssen zusammenrücken. Im dämmrigen Depot reitet Christus auf dem Esel während eine klagende Gottesmutter den rechten Arm leidenschaftlich in seine Richtung streckt. Das Team des Suermondt-Ludwig-Museums Aachen muss aufpassen, damit sie keinen Kratzer erleidet. „Das funktioniert sehr gut“, versichert Michael Rief (57), stellvertretender Direktor des Hauses, Restaurator, Kustos der städtischen Sammlung und Leiter des Sanierungsprojekts, das im März startete und bis zur Dürer-Ausstellung (Eröffnung am 7. Oktober 2020) vollendet sein soll. „Zum Glück konnten wir große Stücke ausleihen“. So wie das Petrus-Retabel, das zurzeit im Bonnefantenmuseum Maastricht gezeigt wird.
Ein ehrgeiziges Ziel. „Ohne die Sanierungen hätten wir keine Leihgeber gefunden“, betont Rief. Er behält den Überblick, ruhig, sachlich. Im Mittelpunkt steht die neue Klimaanlage, die die Technik von 1993 ersetzt. 50 Prozent Luftfeuchtigkeit (+/- fünf Prozent) und eine Temperatur von 20 Grad Celsius – das muss stimmen. Gleiches gilt für den Brandschutz.
Wo zuvor Kunst an roten und blauen Wänden residierte, herrscht kühles Arbeitslicht. Der Flamen-Raum ist verwaist, der Spanier-Raum abgedunkelt. Leer ist das Haus nicht. Überall hört man Maschinen surren, werden Böden abgeschliffen und geölt, nachdem zuvor der Elektriker seine Arbeit auf der Leiter erledigt hat: Statt Halogenleuchten gibt es LED-Systeme.
Im Keller sprühen die Funken, wird geschweißt. Hier findet man in gestapelten „Aluminium-Schränken“ den ersten von zwei Klima-Kreisläufen des Hauses, bei dem die vorhandenen Klima-Rohre weiterhin genutzt werden können, damit die Be- und Entlüftung zusammen mit der Befeuchtung der Luft klappt. Vom Keller aus wird der Bereich der Wechselausstellungen versorgt, vom Dachgeschoss, wo die identische Anlage steht, die übrigen Bereiche des Gebäudes.
Die Bauerhaltung des einstigen Stadtpalais‘ „Villa Cassalette“, das 1883-1888 vom Aachener Architekten Eduard Linse errichtet wurde, ist ein wichtiges Kapitel. Rief: „Wir haben keine detaillierten Pläne, die etwa die Dicke der Wände verzeichnen, das holen wir jetzt nach.“ Und wo gerade ein kompletter „Gesundheitscheck“ des Hauses stattfinde: Selbst die Dichtigkeit wird geprüft – mit Hilfe der „Blower Door Messung“, die Lecks in der Gebäudehülle anzeigt: Wo etwas nicht stimmt, steigt Theaternebel auf. Die Kosten? 2,4 Millionen Euro, sagt Rief, wird man einhalten. Und der Termin? Niemand würde Ärger mit Albrecht Dürer riskieren.
(Text von Sabine Rother, Aachen)
Während die Anlage eingebaut wird, ist das Museum zu besonderen Gelegenheiten geöffnet - zum Beispiel dienstags für die KUNSTPAUSE, jeweils von 13.00 - 13.15 Uhr. In 15-minütigen Kurzführungen laden wir Sie ein, mehr zu einem Kunstwerk unserer Sammlung zu erfahren.
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Das Suermondt-Ludwig-Museum widmet sich intensiv der kunsthistorischen und kunsttechnologischen Forschung.
Derzeit wird u.a. die museumseigene Sammlung von spätmittelalterlichen Gemälden des 15.-16. Jahrhunderts aus dem Gebiet der alten Niederlande durch Dr. Linda Jansen (Maastricht) und Dipl.-Rest. Ulrike Villwock für einen Bestandskatalog in interdisziplinärer Zusammenarbeit erstellt. Das Ergebnis soll in einem Bestandskatalog und einer Ausstellung vorgestellt werden.
Durch die Kooperation mit Hochschulen und Universitäten aus dem In- und Ausland konnten beispielsweise einige Sammlungskonvolute und Einzelobjekte durch Studierende in Form von Abschlussarbeiten wissenschaftlich aufbereitet und publiziert werden. Auch mit der RWTH Aachen findet ein intensiver Austausch statt.
Näheres zu den einzelnen Projekten.
Die Sammlung des Suermondt-Ludwig-Museums wächst beständig. Häufig sind es Schenkungen aus Privatbesitz oder Nachlässe von Künstlern und Sammlern. "Wir suchen nach Werken, mit denen wir unsere Schwerpunkte stärken können", beschreibt der stellv. Direktor Michael Rief die Auswahl von Neuzugängen, da das Museum über keinen ausgewiesenen Ankaufsetat verfügt.
Dank der großzügigien Unterstützung durch den Aachener Museumsverein und der Heinz-Heinrichs-Gedächtnisstiftung können jedoch in kleinerem Rahmen ab und zu Werke angekauft werden.
Ob bedeutende niederländische Maler wie Balthasar van der Ast; Fotografien des französischen Fotografen Marc Riboud, oder der Blick auf die eigene Entstehungsgeschichte mit Barthold Suermondt als Gründer des Museums - das Ausstellungsprogramm des Hauses ist so vielseitig wie seine Sammlungen. Auch Aachener Künstler wie zuletzt Heinz Heinrichs, Walter Dohmen und Wolfgang Binding werden hier gewürdigt.
IN DER ZWISCHEN-ZEIT beschäftigt das Team vom SLM insbesondere die Vorbereitung der großen Dürer-Ausstellung, die für 2021 geplant ist.
Medienmuseum, Wechselausstellungen und eine Sammlung von 200.000 Zeitungen und Druckwerken in nahezu allen Sprachen.
Das bekannteste Wohnzimmer Aachens, mit anschaulichen Einblicken in die Wohnkultur des 18. und frühen 19. Jahrhunderts.
UNESCO-Weltkulturerbe mit herausragender künstlerischer Ausstattung: Karlsschrein, aufwändigen Mosaiken, einer goldenen Altartafel.
Die größten Historienbilder der Romantik, originalgetreue Kopien des Säbels Karls des Großen, einer karolingischen Handschrift, der Reichskrone.
Kunst von der Gegenwart bis in die Antike, mit hervorragenden Gemälden und Skulpturen des Spätmittelalters sowie der Malerei des 17. Jhs.
Schauplatz für zeitgenössische Künstler und Kunstwerke, Begegnungsstätte darstellender und bildender Kunst, Bestände der Sammlung Ludwig.
Lebendiges Zentrum zur Erinnerung der Grenzgeschichte und -geschichten, mit verbotenen Souvenirs und Schwarzbrennerei.
Eröffnung 2014 – Lebendige Geschichte von den Karolingern bis heute. Ausgangspunkt der Route Charlemagne am historischen Katschhof.
Stolz blicken die Aachener auf ihre Geschichte als römische Bäderstadt und Kaiserresidenz Karls des Großen zurück. Der Dom, 1978 zum ersten UNESCO Weltkulturerbe in Deutschland ernannt, und das Rathaus bilden den Mittelpunkt der Stadt. In den Gassen der Altstadt erzählen viele historische Gebäude von der lebhaften Geschichte der Stadt, und doch ist die Zeit nicht stehen geblieben.
An der „Eliteuni“ RWTH Aachen und den anderen Hochschulen sind rund 40.000 Studenten eingeschrieben. Das junge Leben pulsiert vor allem im Pontviertel, dem beliebten Ausgehviertel mit seinen zahlreichen Cafés, Kneipen und Restaurants. Doch auch in den Gassen und auf den Plätzen der Altstadt ist immer viel los. Rund um Dom und Rathaus laden zahlreiche Einzelhändler ebenso wie Filialen namhafter Häuser zum Bummeln ein.
Quelle allen Ruhms ist das Wasser: Die Heilkraft der heißen Thermalquellen war ausschlaggebend dafür, dass Kaiser Karl Aachen zu seiner Lieblingsresidenz machte. Die Badetradition wird heute durch die Carolus Thermen Bad Aachen weitergeführt.
Wer sich lieber in der Natur entspannt, hat dafür zahlreiche Möglichkeiten, etwa im nahe gelegenen Nationalpark Eifel. Zudem locken mehrere Theater und Museen mit einem vielschichtigen Angebot.