„Das Aachener Suermondt-Ludwig-Museum hat mich wie der Aachener Dom beeindruckt, geprägt und ein gut Stück mein Leben bestimmt“, schrieb Herbert Falken in einem persönlichen Vorwort zur Ausstellung des Jakobskampfes im Jahr 1987. Anlässlich seines 90. Geburtstages zeigt das Suermondt-Ludwig-Museum erneut die zwischen 1983 und 1985 entstandene Bildfolge „Jakobskampf“, aus welcher der Künstler dem Museum neun Arbeiten auf Papier und zwei großformatige Gemälde stiftete.
Identitätssuche in Bibel und Kunst
Als Zeichner, Maler, Druckgrafiker und katholischer Priester beschäftigte sich Falken mit der menschlichen Kreatur, ihrem Widerstreit mit sich selbst, mit Krankheit, mit Gott und der Welt. Als Autodidakt widmete er sich der Kunst, die für ihn zum persönlichen Ringen um den besten Ausdruck wurde. Seine Annäherung an ein Motiv erfolgte über eine Vielzahl an Vorstudien, die, zu Serien zusammengefasst, den Entstehungsprozess bis zur endgültigen Bildfindung für den Betrachter sichtbar lässt. Je mehr sich Falken einem Thema malerisch und zeichnerisch näherte, desto stärker ist auch der Betrachter gefordert, einen persönlichen Zugang zu den teils figürlichen, teils abstrakten Kunstwerken zu finden.
Ein Kampf mit Gott und sich selbst
Im 1. Buch Mose Kapitel 32 kämpft Jakob auf dem Rückweg ins Land Kanaan am Fluss Jabbok mit einem Unbekannten. Als es Morgen wird, bittet Jakob um den Segen des Gegners, der zunächst die Preisgabe seines Namens verlangt. Angesichts von Jakobs Vorgeschichte, der sich als Esau ausgab, um den Segen des Vaters zu erschleichen, ist dieses Bekenntnis zur eigenen Identität besonders bedeutsam: Erst nach seinem (Schuld-)Eingeständnis erhält Jakob den Namen Israel. Damit eröffnet das Buch Mose allen Menschen, die Fehler begangen haben, eine Perspektive auf den Segen Gottes.
Herbert Falkens künstlerische Annäherung an das Thema beschränkt sich nicht auf die bildliche Wiedergabe des Textes; vielmehr gerät sein Zyklus selbst zu einer komplexen Form der Sinnsuche und einem Ringen um die passende Formulierung der Botschaft.
Den Auftakt der Werkfolge bilden drei großformatige Zeichnungen in Graphit, Tusche und Pastell, deren Linien sich zu miteinander ringenden Gestalten verbinden. Die präzise mit Datum und Uhrzeit versehenen Blätter zeigen die verschiedenen Phasen des Kampfes. Der zeitliche Nachvollzug der Bildentstehung wird im physischen Abschreiten der Werke in der Ausstellung aufgegriffen. Über das Abschreiten der einzelnen Blätter ermöglicht Falken dem Betrachter, an seinem Erkenntnisprozess teilzuhaben und die eigene Position anhand der Identifikationsfigur Jakobs zu hinterfragen.
Erst im Ölgemälde „Jakobskampf“ wird die Bewegung statt vor dem Bild stärker in die Darstellung selbst einbezogen. Die tiefen Blautöne, stürmischen Pinselschwünge und die dramatische Lichtregie lassen den Betrachter angesichts der überwältigenden Wirkung dieser monumentalen Arbeit verstummen.
„Mein Museum“ – Die enge Verbindung zum Suermondt-Ludwig-Museum
Herbert Falkens erste Begegnung mit der Kunst fand mit vierzehn Jahren im Suermondt-Ludwig-Museum statt: „Paradoxerweise fiel genau in diese Zeit der Not etwas, das mein Leben veränderte, obwohl man es nicht essen und verheizen konnte: Ich sah Kunst! (…) Ängstlich und zugleich neugierig trat ich ein und wurde wie vom Schlag getroffen: Gemälde lebensgroß, dunkelglänzend und doch farbig, besonders ihr Geruch hatte es mir angetan.“
Wenn Falken in der Nachkriegszeit seine erste Erfahrung mit Gemälden als lebensgroß, dunkelglänzend und alle Sinne berührend beschreibt, so scheint sich ihm dieser Eindruck tief eingeprägt zu haben. Insbesondere die fünf quadratischen, dunkel gehaltenen Studien zum Jakobskampf nähern sich dieser Beschreibung, selbst wenn Falkens Eindruck wohl ursprünglich angesichts der Arbeiten von Frans Hals, Jacob Jordaens, Peter Paul Rubens und Rembrandt entstand.
Heute befinden sich rund 80 Werke des Künstlers in der Sammlung des Museums, darunter bekannte Zyklen wie die Apokalypse (1961), Scandalum crucis (1969) oder Lazarus (1985). Die Werke überzeugen bis heute aus ihrem unmittelbaren Eigenleben und der Fähigkeit heraus, den Betrachter zu bewegen.
Maler und Priester
Herbert Falken, geboren am 11. September 1932 in Aachen, ist ein deutscher Zeichner, Maler und Druckgrafiker sowie katholischer Priester des Bistums Aachen. Nachdem er lediglich in der Realschule Zeichenunterricht erhielt, ging er einer kaufmännischen Ausbildung nach und legte 1958 das Abitur am Abendgymnasium in Neuss ab. Danach studierte er katholische Theologie in Bonn und im Aachener Priesterseminar. Nach seiner Priesterweihe 1964 war er zunächst Kaplan in Uerdingen, dann von 1968-1977 Seelsorger an St. Gregorius in Aachen und bis zu seiner Pensionierung 2004 Pfarrer in Schevenhütte.
Bischof Klaus Hemmerle ermöglichte ihm 1975 die Einrichtung seines Ateliers in Langenbroich, wo er bis vor wenigen Jahren lebte und arbeitete. Seine erste größere Ausstellung fand 1964 zusammen mit Benno Werth im Suermondt-Museum in Aachen statt. Die Teilnahme an der documenta VI im Jahr 1977 machte ihn international bekannt. 1988 wurde er Beauftragter für Kunst im Bistum Aachen. Seine Werke sind in bedeutenden Sammlungen vertreten, unter anderem im Ludwig Forum und Suermondt-Ludwig-Museum Aachen, im Kolumba und Museum Ludwig Köln, dem Kunsthaus Nordrhein-Westfalen Kornelimünster, der Staatsgalerie Stuttgart und dem Museum am Dom in Würzburg.
Bogenschlag zu den Herbst-Ausstellungen im Suermondt-Ludwig-Museum
Das Motiv des Jakobskampf faszinierte nicht nur Herbert Falken. Anlässlich der parallel gezeigten Ausstellung „Max Beckmann. Loge im Welttheater“ wird Max Beckmanns grafische Umsetzung des biblischen Themas neben den Werken Herbert Falkens präsentiert.
Einen weiteren Anschluss an die ebenfalls parallel gezeigte Ausstellung „Aufbruch in die Moderne. Werke des Expressionismus“ wird durch die Arbeit „Bogenfigur“ von Herbert Falken gegeben, die aus der Sammlung Felix und Herlinde Peltzer – Stiftung stammt.
Die Ausstellung entstand in Kooperation mit der Gesellschaft für den Dialog von Kunst und Kirche e.V. und steht im Zusammenhang mit den zahlreichen Veranstaltungen, die in ganz Nordrhein-Westfalen Herbert Falkens Lebenswerk anlässlich seines 90. Geburtstages aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten.
Eine Programmübersicht der weiteren Veranstaltungsorte finden sie im Flyer Falkenwege
Sa. 10. September um 12:00 Uhr
mit Sylvia Böhmer
Do. 20. Oktober um 11:00 Uhr
mit Sylvia Böhmer
Di, 1. November (Allerheiligen) um 11:00 Uhr, mit Sylvia Böhmer
So. 4.Dezember (Letzter Tag der Ausstellung) um 15:00 Uhr
mit Sylvia Böhmer
Kosten: Museumseintritt zzgl. Führung 2,00 Euro. Treffpunkt an der Museumskasse. (Keine Anmeldung erforderlich)
Medienmuseum, Wechselausstellungen und eine Sammlung von 200.000 Zeitungen und Druckwerken in nahezu allen Sprachen.
Das bekannteste Wohnzimmer Aachens, mit anschaulichen Einblicken in die Wohnkultur des 18. und frühen 19. Jahrhunderts.
UNESCO-Weltkulturerbe mit herausragender künstlerischer Ausstattung: Karlsschrein, aufwändigen Mosaiken, einer goldenen Altartafel.
Die größten Historienbilder der Romantik, originalgetreue Kopien des Säbels Karls des Großen, einer karolingischen Handschrift, der Reichskrone.
Kunst von der Gegenwart bis in die Antike, mit hervorragenden Gemälden und Skulpturen des Spätmittelalters sowie der Malerei des 17. Jhs.
Schauplatz für zeitgenössische Künstler und Kunstwerke, Begegnungsstätte darstellender und bildender Kunst, Bestände der Sammlung Ludwig.
Lebendiges Zentrum zur Erinnerung der Grenzgeschichte und -geschichten, mit verbotenen Souvenirs und Schwarzbrennerei.
Eröffnung 2014 – Lebendige Geschichte von den Karolingern bis heute. Ausgangspunkt der Route Charlemagne am historischen Katschhof.
Stolz blicken die Aachener auf ihre Geschichte als römische Bäderstadt und Kaiserresidenz Karls des Großen zurück. Der Dom, 1978 zum ersten UNESCO Weltkulturerbe in Deutschland ernannt, und das Rathaus bilden den Mittelpunkt der Stadt. In den Gassen der Altstadt erzählen viele historische Gebäude von der lebhaften Geschichte der Stadt, und doch ist die Zeit nicht stehen geblieben.
An der „Eliteuni“ RWTH Aachen und den anderen Hochschulen sind rund 40.000 Studenten eingeschrieben. Das junge Leben pulsiert vor allem im Pontviertel, dem beliebten Ausgehviertel mit seinen zahlreichen Cafés, Kneipen und Restaurants. Doch auch in den Gassen und auf den Plätzen der Altstadt ist immer viel los. Rund um Dom und Rathaus laden zahlreiche Einzelhändler ebenso wie Filialen namhafter Häuser zum Bummeln ein.
Quelle allen Ruhms ist das Wasser: Die Heilkraft der heißen Thermalquellen war ausschlaggebend dafür, dass Kaiser Karl Aachen zu seiner Lieblingsresidenz machte. Die Badetradition wird heute durch die Carolus Thermen Bad Aachen weitergeführt.
Wer sich lieber in der Natur entspannt, hat dafür zahlreiche Möglichkeiten, etwa im nahe gelegenen Nationalpark Eifel. Zudem locken mehrere Theater und Museen mit einem vielschichtigen Angebot.