Bürgerliche Kunstkammer – Eine ägyptische Mumie, Pulverflaschen und der kostbare Lobkowitzer Kaiserpokal
Aachens Bürgerschaft hat eine erstaunliche Sammlung zusammengetragen. Ein Teil davon ist in der Bürgerlichen Kunstkammer ausgestellt. Viele Sammler des 19. Jahrhunderts wollten die Welt in ihrer Gesamtheit abbilden und sammelten daher Objekte aus allen Bereichen. Fundstücke aus der Natur standen gleichberechtigt neben artifiziellen Kunststücken, Fossilien neben griechischen Vasen, Kopien neben Originalen. Auf Vollständigkeit kam es an, nicht unbedingt auf Authentizität. Vorbild sind die Kunst- und Wunderkammern von Herrschern, Fürsten und Gelehrten der Renaissance und der Barockzeit. Sie waren eine Demonstration der Macht und des Reichtums des Besitzers und spiegelten den aktuellen Wissensstand über die Welt und die Ordnung der Dinge wider – als Weltausstellung en miniature.
Malerei 15. & 16. Jahrhundert
Der seitliche Ausstellungssaal beginnt mit Tafelgemälden der Kölner Malerschule, darunter eine Anbetung der Könige vom Meister der Verherrlichung Mariens, sowie mit süddeutschen und altniederländischen Werken, etwa Albrecht Bouts‘ beeindruckendem Andachtstriptychon. Der große Saal auf der gegenüberliegenden Treppenumgangsseite eröffnet den Blick in die Malerei des italienischen und spanischen Mittelalters und Barock. Um das große Gemälde von Jusepe de Ribera Anbetung der Hirten gruppieren sich herausragende Werke von Francisco Zurbarán, Bartolomeo Manfredi, Tintoretto und Luis de Morales.
Ein Durchgang führt in den Tapisseriesaal, der Brüsseler Bildteppiche der Spätrenaissance und des Barock zeigt. Zugleich finden sich hier die reichen Sammlungen der Antike, deren mythologische Themen, die späteren Maler und Bildwirker immer wieder aufgenommen haben.
In den rückseitig an den Treppenumgang anschließenden Oberlichtsälen folgen zunächst zwei Räume mit deutschen und niederländischen Tafelgemälden und Flügelaltären des 15. und 16. Jahrhunderts. Hier können die Besucher Werke von Ambrosius Benson, dem Meister von Delft, Derick Baegert sowie Arbeiten aus dem Umkreis von Hans Memling und der Werkstatt von Lucas van Leyden bewundern. Während Lukas Cranachs Judith mit dem Haupt des Holofernes schon eine widersprüchliche Welt im Umbruch zeigt, kündigt sich in den Werken des Joos van Cleve – des Leonardo des Nordens – und in Cornelis Engebrechtsz´ kleinem Gemälde mit Maria Magdalena und Johannes bereits der diesseitige Blick der Renaissance an.
Malerei 17. & 18. Jahrhundert
Der dritte Saal im 1. Obergeschoss und das hintere Treppenhaus zeigen großformatige Gemälde der niederländischen und flämischen Künstler des 17. Jahrhunderts wie den Höllensturz der Verdammten des Rubens-Schülers Jan Boeckhorst, Jacob Jordaens‘ Gemälde Nährung des Knaben Jupiter, Frans Snyders allegorisches Bild Hahn und Edelstein sowie Werke von Frans Francken, David Teniers und der Brueghel-Familie.
In den Kabinetträumen um das hintere Treppenhaus sind noch weitere Arbeiten der niederländischen Malerei aus dem Goldenen Zeitalter zu entdecken. In der Fülle von Werken aller Gattungen, die nach den bevorzugten Bildthemen geordnet sind, werden herausragende Meister sichtbar, wie etwa Rembrandt mit seinem Jünglingsporträt, mehrere Rembrandt-Schüler sowie Anthonis van Dyck, Joseph de Bray oder Frans Hals. Kunsthistorische Höhepunkte bilden ebenso die Stillleben von Willem Claesz Heda und Willem Kalf, die Landschaften von Jacob van Ruisdael und Jan Vermeer van Haarlem oder Esaias Boursse mit dem Gemälde Jungen mit Seifenblasen.